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Wie die Schweiz ihr Energie-Fundament zerstört

Das aktuelle Energiesystem, das zunehmend auf ungesteuerte, fluktuierende Produktionsquellen wie Solaranlagen setzt, kann fundamental nicht funktionieren. Es ist zu befürchten, dass der Ausstieg aus der Kernenergie ohne tragfähige Alternativen die Energieversorgung und damit die moderne Gesellschaft und Wirtschaft der Schweiz gefährdet.

Die aktuelle Stossrichtung der zukünftigen Energieversorgung bereitet mir zunehmend Sorgen. Zuweilen scheint es, als möchte der Gesetzgeber in einem Grössenwahn sogar über Naturgesetze bestimmen. Dabei ist die Physik der Stromversorgung verhältnismässig einfach:

Aktueller Stromverbrauch = Aktuelle Stromerzeugung.

Lange Zeit galt der Verbrauch als bestimmende Grösse für die Produktionsseite. Schalte ich meinen Ofen zuhause ein, liefert augenblicklich ein Kraftwerk die zusätzlich benötigte Energie. Ein elementarer physikalischer Zusammenhang! Damit das funktioniert, ist es notwendig, dass ein Kraftwerk in diesem Moment überhaupt mehr Leistung liefern kann.

Mit der heutigen Strategie brechen wir das gezielt auf. Eine Solaranlage kann nicht mehr Strom liefern, als von der Sonne vorbestimmt. Schalte ich also meinen Ofen ein, kommt der zusätzlich benötigte Strom nicht von einer Solaranlage, sondern von irgendeinem geregelten Kraftwerk. Typischerweise sind das in der Schweiz Wasserkraftwerke: Laufwasser, Speicherseen oder Pumpspeicherkraftwerke. Bei unserem nördlichen Nachbarn waren und sind das mehrheitlich Gas- und Kohlekraftwerke.
Da der Stromverbrauch nie Null ist, sondern immer eine gewisse Nachfrage vorhanden ist, müssten einige Kraftwerke zuverlässig 24/7 produzieren. Darauf ausgerichtet haben sich die Kernkraftwerke. Auch wenn sie heute durchaus regelbar sind und sogenannte Lastfolge fahren können, waren sie jahrzehntelang die Grundmauern der Stromversorgung. Dank ihnen war es den flexibleren Wasserkraftwerken möglich, die schwankende Nachfrage auszugleichen.

Im neuen System, und da bewegen wir uns in der Schweiz gerade hin, schaffen wir dieses Fundament ab und setzen mit fluktuierender ungesteuerter Produktion auf einen Mechanismus, der für sich selbst gesehen nicht funktionieren kann und wird. Der Mantelerlass trägt diesem Problem Rechnung, indem die Wasserkraftwerke (insbesondere die mit Speichermöglichkeit) gestärkt werden. Völlig ausser Acht gelassen wird jedoch, dass es sich beim Fundament nicht nur um ein paar Backsteine handelt, sondern um massive Säulen, welche ganze vierzig Prozent der Schweizer Stromproduktion liefern. Das Fundament müssen also andere übernehmen, und zwar die „Anderen“, welche gleichzeitig die Reserve für das Wetter und tagesabhängige Produzenten übernehmen müssen. Wasserkraft allein kann dies nicht, oder welche Täler fallen Ihnen ein, um sie für Speicherseen zu opfern?

Fällt die Kernenergie in einigen Jahren weg, was nach aktuellem Stand passieren wird, müssen konventionelle Gaskraftwerke die Lücke schliessen. Die romantische Hoffnung, irgendeine Technologie wie Wasserstoffspeicher könnten übernehmen, ist nach aktuellem wissenschaftlichem Stand völlige Utopie. Natürlich gibt es spannende Ansätze, aber durchs Band sind diese Ideen Papiertiger, die keiner realwirtschaftlicher Kritik standhalten, oder sie befinden sich noch auf Laborebene.

Der Mantelerlass, beziehungsweise das Stromgesetz, funktioniert in der Realität nur, wenn die Kernenergie dieselbe Chance bekommt. Mindestens hätte gleichzeitig das Nukleartechnologieverbot aufgehoben werden müssen. Mit einem Ja zum Stromgesetz entfernen wir uns aber weiter in die falsche Richtung. Ich prophezeie, dass nach einer Zustimmung zur Vorlage die ideologischen Kernenergiegegner sich genau darauf stützen, dass nun die «bösen» Atomkraftwerke nicht mehr benötigt werden. Jetzt ist ja genügend Strom vorhanden.
Das kann man nur wollen, wenn man das Ziel verfolgt, die moderne Gesellschaft und Wirtschaft zu zerstören.

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SVP Gemeinderat (Parlament) (ZH)
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20.09.2022, von Thomas Obermayer
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